
Andreas Olbertz
Was kommt da auf die Region zu? Das schwedische Unternehmen Northvolt hat angekündigt, vor den Toren Heides eine gigantische Batterie-Fabrik bauen zu wollen: 165 Hektar Fläche, bis zu 25 Meter hohe Gebäude, 4,5 Milliarden Euro Investitionssumme, 3000 Mitarbeiter im Werk und noch mal so viele bei Zulieferern. Dieses Mega-Projekt strahlt weit über Heide und den Kreis Dithmarschen hinaus. Auf so eine Ansiedlung müssen sich auch Itzehoe und der Kreis Steinburg vorbereiten. Deshalb tagten jetzt die Wirtschaftsausschüsse von Kreis und Stadt gemeinsam und hatten hochkarätige Gäste bei ihrer Sitzung.
Nicolas Steinbacher, Projektmanager von Northvolt, referierte nicht nur über die geplante Ansiedlung, er beantwortete auch Fragen sehr offen und deutlich. Klar ist, da hakte der amtierende Steinburger Landrat Heinz Seppmann nach, dass die finale Entscheidung noch nicht gefallen ist. Sehr deutlich sagte der Projektmanager:
„Wenn man eine Milliardeninvestition tätigt, muss man davon ausgehen, dass es funktioniert.“
Zu dem, was funktionieren muss, gehören die Schaffung von Wohnraum, die Versorgung mit Strom und Wasser, die verkehrliche Anbindung „...und dann muss ich Attraktivität bieten, sonst macht das kein Kunde, kein Investor mit“, so Steinbacher. Er machte deutlich: „Batteriefertigung ist unglaublich kostenintensiv. Deshalb müssen wir darauf zählen, dass Infrastruktur geschaffen wird.“
Der Northvolt-Vertreter ist mit der bisherigen Entwicklung zufrieden. „Es wird einiges getan, um das offene Fenster zu nutzen“, attestierte er. Ein Ausbau der Bahnstrecke Hamburg-Heide, sodass die Fahrt kürzer als eine Stunde werde, sei wichtig, um Personal aus der Hansestadt ansprechen zu können. Das erwarte Northvolt nicht gleich nächste Woche. Steinbacher sagte deutlich: „Wir sind ja nicht blöd und wissen, wie lange sowas dauert.“ Aber das Unternehmen erwarte schon, dass in den Zügen schnell Arbeitsmöglichkeiten für die Mitarbeiter geschaffen werden und die Taktung erhöht wird.
Northvolt denkt in einer Achse von Husum bis Hamburg. Wegen der Lage in der Mitte zwischen Hamburg und Heide wird Itzehoe dabei eine besondere Rolle als Wohnstandort zufallen. Steinbacher sieht in der Kreisstadt Schwerpunkte bei Ausbildung und Forschung besonders in Richtung Batterie-Recycling.
Auf die Frage der Itzehoer Stadtplanerin Imme Lindemann, was für Wohnraum denn benötigt werde, musste Steinbacher allerdings passen. „Es gibt gefühlt nicht viele Eigentumswohnungen“, so der Projektmanager. Tiny Houses vermisse er, aber welche Wohnformen seine zukünftigen Mitarbeiter bevorzugen werden, könne er nicht sagen. Er müsse schnell geschaffen werden und effizient und nachhaltig sein.
Dithmarschens Landrat Stefan Mohrdiek (kl. Foto) konnte die Befürchtung, dass die Ansiedlung noch platzen könne, etwas zerstreuen, denn die Flächen seien inzwischen gekauft. Die Heider Kreisverwaltung sei viel zu ausgedünnt. „Wir sind gar nicht in der Lage, so große Projekte zu stemmen“, gab er unumwunden zu, auch wenn ihm sein Kreistag sofort zwei neue Stellen gebilligt hätte. Deshalb ist die Northvolt Ansiedlung auch direkt in der Kieler Staatskanzlei angesiedelt. Dort habe man acht Arbeitsgruppen zu Schwerpunktthemen wie Fläche (erledigt) über Wohnraum, Infrastruktur bis hin zur Kommunikation gegründet. Von Steinburger Seite wurde deutliches Interesse signalisiert, auch in diesen AGs mitarbeiten zu wollen.
Mohrdiek machte auf einige Seitenaspekte aufmerksam. So sei es nicht damit getan, Wohnraum zu schaffen. Daraus folge logischerweise ein steigender Bedarf an Kita- und Schulplätzen. Es müssten auch die Bestandsunternehmen in der Region im Blick behalten werden. Dort wachse die Sorge vor einer Kannibalisierung von Fachkräften. Außerdem forderte er die Kommunen auf, „Schubladenplanung“ zu betreiben.
Aus dem Kreis der beiden Ausschüsse wurde der Wunsch formuliert, eine Stelle für einen Ansprechpartner und Koordinator für Kreis und Stadt zu schaffen. Mohrdiek sieht das eher kritisch und plädierte dafür, lieber vorhandene Strukturen auszubauen. Er sieht die Projektgesellschaft Norderelbe (PGN) ganz vorne. Claudia Buschmann, Vorsitzende des städtischen Wirtschaftsausschusses, machte sich hingegen für eine Stelle direkt im Izet stark. Dort sitze bereits jetzt die Technologie-Kompetenz und Kreis und Stadt seien beide paritätisch Gesellschafter. Diesen Vorschlag wollten alle Politiker in ihre jeweiligen Gremien und Verwaltungen mitnehmen.
Bernd Rösler, Vorsitzender des Kreis-Wirtschaftsausschusses, zeigte sich mit dem Verlauf der Sitzung sehr zufrieden: „Absolut top. Diese Transparenz hatten wir bislang nicht. Es ist zu erkennen, dass es ein klares Prozessmanagement gibt.“ Dem konnte Buschmann nur zustimmen: „Die Ansiedlung ist eine historische Chance. Dafür müssen wir alle Kräfte bündeln. Das heute war ein Grundstein.“
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