Kampf dem Wegwerf-Becher

Da haben sich zwei gefunden, die sich eigentlich gar nicht gesucht haben: Karsten Herrmann und Ralph Busch.

Unternehmerpaar Karsten und Elli Herrmann will etwas gegen die Flut von Wegwerf-Bechern tun und fängt damit bei sich im „Kaffeemacher“ an. Die beiden führen in ihrem Café das Recup-Mehrwegsystem ein. Der Vertrag ist abgeschlossen, 300 Becher sind bestellt, in Kürze soll es los gehen.

Das sinnigste System ausgewählt

Wer bislang im Kaffeemacher einen Getränk zum mitnehmen bestellt, bekommt das zwar schon in einem Becher serviert, der ohne Erdöl hergestellt wurde, und mit einem Deckel aus Maisstärke. Doch das reichte dem Kaffeemann nicht. „Wir möchten weg von unseren Bechern hin zu einem sauberen, nachhaltigen System“, erklärt er. Auf verschiedenen Messen hat er sich umgesehen und Recup als das „für uns sinnigste System“ herausgefunden.

240 Annahmestellen allein in Hamburg

Recup funktioniert ganz einfach: Die Kunden bezahlen einen Euro Pfand für den Becher. Entweder lassen sie sich das Geld bei Rückgabe des Bechers erstatten oder tauschen ihn einfach beim nächsten Kaffeekauf gegen einen sauberen. Wer einen Deckel benötigt, muss den für 1,30 Euro kaufen. Bundesweit werden die Becher an 2500 Stellen ausgegeben und auch wieder angenommen. In Hamburg ist das System mit mehr als 240 Geschäften am weitesten verbreitet. Mit einer App können sich die Nutzer die nächstgelegene Annahmestelle suchen. Der Kreis Steinburg ist bislang ein weißer Fleck. Das soll sich ändern. Herrmann rührt die Werbetrommel:

"Ob Gaststätte, Kiosk, Tankstelle oder Schule - jeder kann Recup-Partner werden."

- Karsten Herrmann, Kaffeemacher

Im CDU-Fraktionsvorsitzenden Ralph Busch findet er einen Unterstützer, der das Thema politisch gern aufgreift. „Wir hören immer, dass Itzehoe sehr verschmutzt ist“, sagt Busch: „Wir werden aber nicht mehr Straßenfeger einstellen, sondern müssen an die Ursache ran.“ Der Christdemokrat arbeitet in Hamburg und kennt von dort das System bereits aus der Kantine seiner Behörde: „Ich habe so einen Becher bei mir auf dem Schreibtisch stehen.“ Mit einem Dringlichkeitsantrag für die nächste Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am Dienstag, 25. Juni, beantragt die CDU, 10.000 Euro im Nachtragshaushalt bereitzustellen. Das Geld ist als Anschubfinanzierung für Interessenten gedacht. Die Verwaltung soll die politische Sommerpause nutzen, um zusammen mit dem Stadtmanagement Vorschläge zu erarbeiten, wie das am einfachsten umzusetzen ist. Konkret ist daran gedacht, den Unternehmen oder Vereinen, die mitmachen, für das erste halbe Jahr die Recup-Servicegebühr (je nach Vertrag etwa 35 Euro monatlich),  zu erstatten. Busch:

"Ich glaube, das ist sehr gut angelegtes Geld. Wir wollen für das Thema sensibilisieren und Anreize schaffen."

- Ralph Busch, CDU

Einen Vorstoß mit einem Mehrwegbecher hat es in Itzehoe vor zwei Jahren schon mal gegeben. Er ist damals an zu vielen Einzelinteressen gescheitert – dem Einen war der Becher zu bunt, dem Anderen zu klein und wieder andere wollten nur mitmachen, wenn ihr Firmenlogo aufgedruckt wird. Karsten Herrmann lässt sich von den damaligen Debatten nicht abschrecken. „Einer muss halt anfangen“, sagt er. Ralph Busch ergänzt: „Ja, die sind sich damals nicht einig geworden. Jetzt ist es so weit, dass wir was für Itzehoe tun müssen.“ Er geht davon aus: 

"Nach einer Weile wird der Druck so groß sein, dass die Unternehmen mitmachen müssen. In einem Dreivierteljahr werden wir darüber gar nicht mehr reden."

- Ralph Busch, CDU

Wenn Itzehoe mindestens 20 Ausgabestellen hat, kann sogar eine eigene Städte-Edition des Bechers aufgelegt werden.

– Quelle: https://www.shz.de/24347887 ©2019