Baugebiet Suder Höhe in Itzehoe - Bevölkerungsprognose abwarten

Anwohner zweifeln am Bedarf für das Itzehoer Wohngebiet Suder Höhe. Der Stadtentwicklungsausschuss hat es gestoppt, bis eine Bevölkerungsprognose vorliegt.

Das war es dann wohl erst mal mit dem neuen Baugebiet Suder Höhe. Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses haben dem Vorhaben vorerst mehrheitlich den Stecker gezogen.

Der Beschluss geht auf eine Vorlage der Stadtverwaltung zurück. Bürgermeister Ralf Hoppe hatte es kürzlich bereits bei einer Infoveranstaltung zu dem seit langem geplanten Baugebiet angekündigt. Bevor die nächsten Schritte für das Baugebiet eingeleitet werden, soll das Ergebnis einer Bevölkerungsprognose der Kreisverwaltung abgewartet werden. Sie werde vermutlich im Sommer vorliegen.

Die Verwaltung hatte sich zu diesem Vorschlag entscheiden, weil einige betroffene Anlieger den Bedarf bezweifeln. Sie untermauern diese Zweifel mit Zahlen. Laut „Interkommunalen Wohnentwicklungskonzept für die Region Itzehoe“ habe Itzehoe bis 2030 einen Bedarf an 615 Wohneinheiten. Bis 2022 seien überschlagen bereits 416 Wohneinheiten geschaffen worden. Hinzu kämen eine Vielzahl an Wohnungen, die das Unternehmen Semmelhaack in Itzehoe in jüngster Zeit geschaffen habe oder noch schaffen will. Um etwa ein Drittel sei das Wohnentwicklungskonzept deshalb bereits übertroffen. Außerdem sehen die Anwohner noch zusätzliches Wohnbau-Potenzial an diversen anderen Stellen in der Stadt. Damit werde der seinerzeit ermittelte Bedarf um 72 Prozent überschritten. Wolle man nicht den Leerstand von morgen bauen, so die Argumentation der Interessengemeinschaft, müssten die Pläne massiv abgespeckt werden.

Bevölkerungsprognose sagt nichts über Wohnraumbedarf

Ralf Schwedler (SPD) räumte ein, dass es zwar einen starken Zuwachs an Mietwohnungen gegeben habe, nicht aber an Eigentumswohnungen oder Reihenhäusern. Deshalb hinterfragte er, ob mit der Bevölkerungsprognose auch Bedarfe an Wohnformen abgefragt würden. Das verneinte Bürgermeister Hoppe. Dafür werde eine Wohnraumprognose benötigt – daran arbeite die Region Itzehoe.

Rainer Lutz (Dafi) machte deutlich, dass beides zwei völlig unterschiedliche Dinge seien. Er geht davon aus, dass Itzehoe etwa fünf Prozent an Bevölkerung verlieren werde. Gleichzeitig wachse aber bundesweit der Flächenbedarf je Einwohner. Es habe sich ein Nachholbedarf vor allem an bezahlbarem Wohnraum und Sozialwohnungen „aufgeschaukelt“, weil davon viel zu wenig gebaut werde.

Ausdrücklich kritisierte er, dass die Verwaltung ohne den Auftrag der Selbstverwaltung agiere. „Der Beschluss soll jetzt nachgeholt werden. Das schafft Verdruss“, sagte Lutz. Und dann zerpflückte er die Zahlen der Interessengemeinschaft. Das eingerechnete Baugebiet in Pünsdorf habe sich lange erledigt, weil es überhaupt nicht erschlossen werden könne. Das B-Gebiet Köhlerhof werde deutlich kleiner ausfallen. Und die für das Inefa-Gelände angeführten Zahlen seien viel zu hoch angesetzt. „Auf diese Weise werden uns Wohnungen vorgegaukelt, die es gar nicht geben wird“, kritisierte Lutz.

Zugleich merkte er an, dass die Stadt jahrelang von den Kleingärtnern gefordert habe, sich auf weniger Flächen zu konzentrieren. „Wie stehen wir denn da“, so Lutz, „wenn wir jetzt sagen: Brauchen wir doch nicht.“ Da die Stadt nur sehr wenige eigene Flächen habe, müsse damit sorgsam umgegangen werden. Lutz: „Wenn wir immer nur auf die Betroffenheit der Nachbarn hören, werden wir in der Stadt gar nichts mehr bewegen.“

Klosterforst als Vorbild für neues Wohngebiet in Itzehoe

Schwedler berichtete, dass ein Großteil seiner Mitarbeiter im Umland lebe, weil sie in Itzehoe keine Wohnungen fänden. Die Suder Höhe sei die einzige Möglichkeit, „in Itzehoe eine urbane Wohnform zu schaffen. Wer sich mal durch den Klosterforst bewegt, ahnt, was Itzehoe in Suder Höhe generieren könnte.“

Stadt fehlen verlässliche Zahlen, um Kritiker zu entkräften

Hoppe räumte ein, dass einige Zahlen im Papier der Interessengemeinschaft falsch seien. Andere stimmten aber. „Wir können dem nicht 100 Prozent stichhaltig etwas entgegen setzen“, argumentierte er, warum die Prognose benötigt werde. Die Verwaltung habe ja nicht vorgeschlagen, das Projekt einzustellen.

Fünf Ausschussmitglieder stimmten für den Verwaltungsvorschlag, zwei dagegen, ein Mitglied enthielt sich. Damit werden nur noch bereits laufende Fachplanungen abgeschlossen. Der Entwurfs- und Veröffentlichungsbeschluss für das Bebauungsplanverfahren soll aber erst gefasst werden, wenn die Bevölkerungsprognose vorliegt.