Klimaexperte Mojib Latif redet beim CDU-Empfang in Itzehoe Tacheles

Der Klimawandel sei unaufhaltsam, sagt der Forscher vom Geomar-Zentrum in Kiel – und der Mensch sei schuld.

Das waren deutliche Worte, die der bekannte Klimaforscher Mojib Latif den Itzehoern beim Neujahrsempfang der CDU ins Stammbuch schrieb. „Weil wir über 30 Jahre gepennt haben, brennt jetzt die Hütte“, machte er deutlich. Selbst wenn es gelänge, dass die ganze Welt sich zum Jahr 2050 klimaneutral verhalte, reiche das nicht aus, um den Klimawandel zu stoppen. Zusätzlich müsse noch Kohlendioxid aus der Luft gefiltert werden, um den Temperaturanstieg zu stoppen.

Es gibt keinen Planeten B

Die Fridays-For-Future-Bewegung habe mit ihrem Slogan, es gebe keinen Planeten B, absolut recht. Während die Erde eine Durchschnittstemperatur von 15 Grad habe, herrschten auf der Venus 430 und auf dem Mars minus 30. „Wir können nicht ins All auswandern. Das ist eine Utopie“, so der Forscher vom Geomar-Zentrum in Kiel: „Wir haben Glück, dass unsere Atmosphäre eine ganz bestimmte Zusammensetzung hat.“ Das sind 78 Prozent Stickstoff, 21 Prozent Sauerstoff und 0,9 Prozent Argon. „Allein damit wäre es bitterkalt“, so Latif.

Klimaentscheidend seien 0,1 Prozent „Spurengase“ – vor allem CO2. „Die sind nicht böse“, stellt er klar: „Sie sind der Garant für unser Klima.“

CO2-Gehalt der Luft und Temperatur jahrtausendelang beobachtet

Über etwa 800.000 Jahre Erdgeschichte lassen sich der CO2-Gehalt der Luft und die Temperatur verfolgen. Latif:

"Es hat immer geschwankt, aber den aktuellen Wert hat es noch nie gegeben."

Amüsierter Einschub des Wissenschaftlers: „Sie glauben gar nicht, wie viele Zuschriften ich bekomme: ‚So ein bisschen CO2 kann doch nicht so viel ausmachen.‘ Ich bin geneigt zu antworten: Ich kann Sie auch mit einer winzigen Prise Arsen töten.“

Auf die Dosis komme es an. Das gelte auch beim Temperaturanstieg. Fünf Grad mehr oder weniger klinge marginal. Aber Latif machte deutlich:

"Das ist mehr als der Unterschied zwischen Warm- und Eiszeit."

Ja, da gebe er allen Skeptikern recht, es gebe keine Beweise, dass der Klimawandel vom Menschen gemacht sei. Um das belegen zu können, bräuchte man eine Zeitmaschine und man müsste den Lauf der Geschichte verändern, um dann die Ergebnisse vergleichen zu können. Da das nicht möglich sei, müssten Computermodelle herhalten. Entsprechende Berechnungen gebe es bereits seit 30 Jahren immer wieder und sie kämen zu dem gleichen Ergebnis: Der Mensch ist schuld.

Die Ergebnisse unterschieden sich nur gering. Der Zusammenhang zwischen Erwärmung und CO2-Gehalt sei bereits seit 1896 bekannt. Mojib Latif kritisiert: „Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“

– Quelle: https://www.shz.de/27139957 ©2020 von Andreas Olbertz