
FOTO: ANDREAS OLBERTZ
Die Probleme in der oberen Feldschmiede in Itzehoe sind schnell genannt, aber bei Lösungsvorschlägen wird es schwierig – zu unterschiedlich sind die Interessen.
20 Anwohner, 15 Geschäftsleute, einige davon Hausbesitzer, und etliche Mitglieder der Ratsversammlung waren gekommen. Der Raum im Café Schwarz reichte kaum aus, es mussten noch zusätzliche Stühle herangeschafft werden – alle wollten über die Zukunft der oberen Feldschmiede und der Poststraße diskutieren.
Unternehmerin Sigrid Merzbach machte den ersten Aufschlag mit Rundumkritik: Verkehr, Sicherheitslage und Drogenhandel. Frauke Bröcker aus der Poststraße wies auf die Probleme im Zusammenhang mit Drogen hin: „Die versuchen, an mir vorbei nach oben zu kommen und wollen da Drogen konsumieren.“ Im benachbarten vietnamesischen Restaurant blockierten Drogenabhängige eine halbe Stunde im Rausch die Toilette.
Immer mehr Drohungen und Gewalt
Oliver Michels, CDU-Ratsherr, machte als Kripobeamter deutlich: „Bei uns ist das nicht aktenkundig.“ Jeder Vorfall müsse zur Anzeige gebracht werden, warb er. Andere Teilnehmer berichteten allerdings, dass die Polizei nur selten reagiere. „Bei 95 Prozent der Anrufe haben sie keine Zeit oder es wird einfach aufgelegt“, kritisierte ein Anlieger: „Der Staat kommt seinen Verpflichtungen nicht nach.“ Eine andere Anwohnerin machte deutlich, warum es nicht einfach sei, Anzeige zu erstatten: „Diese Leute haben Freunde, und die wissen, dass wir dort wohnen.“ Ein anderer Anlieger fügte hinzu:
„Wenn Sie Zivilcourage zeigen, werden Sie massiv bedroht. Die Situation verschlimmert sich zusehends.“
Eine andere Anliegerin machte auf die Verkehrsprobleme im Quartier aufmerksam und sagte:
„Wir leben in einem verkehrsrechtsfreien Raum. Das würde in keiner anderen Straße toleriert werden.“
Ein weiteres Problem sei die Wohnsituation in dem Bereich. Ein Bewohner, der die Immobilien dort kennt, sagte, dass am Briefkasten einer Drei-Zimmer-Wohnung zehn Namen stünden.
Toxische Männlichkeit führt in oberer Feldschmiede zu Problemen
Über die Ursachen herrschte weitgehend Einigkeit. Oliver Michels nannte es „toxische Männlichkeit“, die zu einer „schwierigen Gemengelage“ geführt habe. Das Ganze habe sich schleichend entwickelt. Vor zwei Jahren habe man noch in einer Kleinstadt-Idylle gewohnt, sagte ein Anlieger.
Kritikpunkte lange bekannt – es hapert an Lösungen
Fazit vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Ralph Busch nach knapp einer Stunde: „Wenn ich ehrlich bin, sind das ja alles Themen, die wir schon seit zwei Jahren kennen.“ Aber, so der Tenor an diesem Abend, jetzt sei belegt, dass es nicht nur Einzelpersonen seien, die immer wieder die Situation in oberer Feldschmiede und Poststraße kritisierten.
Obere Feldschmiede für Autos sperren oder Verkehr weiter zulassen?
Während die Probleme relativ eindeutig zu benennen sind, sieht es mit den Lösungsvorschlägen anders aus. Wie Bürgermeister Ralf Hoppe ausführte, habe in der Vergangenheit ein Teil der Anlieger eine Schließung der Straße für Autos gefordert, ein anderer Teil das strikt abgelehnt. Sigrid Merzbach machte den Vorschlag, die Verkehrsführung umzudrehen und die Straße ab 19 Uhr komplett zu sperren. Sie ist überzeugt:
„Dann haben wir unsere Ruhe.“
Das sei doch das Gleiche in Grün, kritisierte allerdings ein Vermieter aus der Poststraße. Er forderte eine Rückkehr zur alten Variante mit einem Wendehammer am Ende der Poststraße. Für Patrick Marek, Leiter des Itzehoer Polizeireviers, ist die Sache relativ klar: „Wenn wir dort keinen Verkehr mehr hätten, hätten wir dort weniger Probleme.“ Zur Frage der Polizeipräsenz im Viertel schwieg er allerdings. Ein Anlieger machte den Vorschlag, dort ein kleines Außen-Polizeirevier zu eröffnen.
Ratsherr Christian Ross stellte die CDU-Vorschläge vor, sie reichen von einem besseren Berichtswesen über zusätzliche Poller, Möblierung bis hin zum umgedrehten Richtungsverkehr. Ein Anwohner kommentierte das mit den Worten:
„Das interessiert mich alles nicht. Ich habe da nie ein Problem gehabt. Ich brauche nur einen Anlieger-Parkausweis.“
Der Bürgermeister versprach zum Abschluss, „kreativ zu denken, um das Beste für die Feldschmiede und Poststraße möglich zu machen“. Bis Oktober soll die Prüfung der Vorschläge abgeschlossen sein.
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